 
Sedna - der zehnte Planet
Kältester Himmelskörper im Sonnensystem entdeckt
"Es gibt bisher absolut nichts ähnliches im Sonnensystem", sagt Mike
Brown, der Leiter des US-Astronomenteams, das den Himmelskörper
entdeckte. Die Forscher des "California Instituts of Technology"
stellten am Montagabend (MEZ) in Washington ihre bisherigen Erkenntnisse
über den rund 1700 Kilometer großen Himmelskörper vor. Er ist nach
jetzigem Wissensstand das am weitesteten entfernte Objekt im
Sonnensystem und zieht jenseits des Pluto seine Bahn. Noch ist man sich
nicht ganz schlüssig, ob es der zehnte Planet ist oder ein Planetoid.
Die Forscher selbst sprachen von "Planeten-ähnlichem Objekt". Der
eisige, rot schimmernde Himmelskörper ist nach Sedna, einer
Eskimo-Göttin, benannt. Nach Angaben der Forscher besteht er
wahrscheinlich jeweils zur Hälfte aus Eis und Gestein.
Von der Erde ist "Sedna" rund 13 Milliarden Kilometer entfernt. Der
Abstand zu unserem Planeten ist damit noch drei Mal größer als der
zwischen Erde und Pluto, der seit seiner Entdeckung im Jahr 1930 über
Jahrzehnte hinweg als der fernste Himmelskörper in unserem Sonnensystem
galt. "Auf Sedna erscheint die Sonne so klein, dass sie in einem
Stecknadelkopf Platz hätte", erläuterte der Leiter des Forschungsteams
Brown.
Für eine Umkreisung der Sonne braucht "Sedna" den Wissenschaftlern
zufolge 10.500 Jahre. Aufgrund dessen herrschen extrem niedrige
Temperaturen von 240 Grad unter Null. Da die Entfernung von der Sonne
stark schwankt, wird es zeitweise sogar noch kälter. An seinem
entferntesten Punkt von der Sonne erreicht "Sedna" einen Abstand von 130
Milliarden Kilometern.
Erstmals Objekt aus der "Oortschen Wolke"
Die Wissenschaftler vermuten, dass mit "Sedna" zum ersten Mal ein
Objekt aus der "Oortschen Wolke" gefunden wurde, deren Existenz bislang
nur eine Theorie war. Bei der "Oortschen Wolke" handelt es sich den
Astronomen zufolge um eine riesige Ansammlung von kleinen eisförmigen
Objekten. Die Wolke umschließt wie eine Schale das Sonnensystem und gilt
als der Ursprungsort der Kometen.
Entdeckt wurde "Sedna" 14. November von Brown sowie dessen Kollegen
Chad Trujillo vom Gemini Observatorium auf Hawaii und David Rabinowitz
von der Yale Universität. Mit Hilfe des Palomar Observatoriums bei San
Diego in Südkalifornien konnten sie den fernen Begleiter der Sonne
aufspüren. Gesichtet wurde Sedna in den folgenden Tagen auch von
Astronomen in Chile, Spanien sowie in den US-Bundesstaaten Arizona und
Hawaii.
Nach den Worten von Rabinowitz gibt es Hinweise darauf, dass "Sedna"
einen Mond besitzt. Klarheit in diesem Punkt erhoffen sich die Forscher
durch das "Hubble"-Teleskop der US-Weltraumbehörde Nasa.
Bereits vor zwei Jahren hat das gleiche Forscherteam einen weiteren
eisigen Planeten, "Quaoar", gesichtet.
Planet oder nicht?
Unter den Astronomen ist nach der Entdeckung von "Sedna" die Debatte
über die Eigenschaften von Planeten neu aufgeflammt. Einigkeit herrscht
darüber, dass diese nicht von selbst leuchtende große Himmelskörper
sind, die sich nach den Keplerschen Gesetzen elliptisch um die Sonne als
Zentralgestirn bewegen. Die heute bekannten Planeten sind von der Sonne
aus betrachtet Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und
Neptun. Allgemein wird auch Pluto dazu gezählt. Allerdings gibt es 74
Jahre nach der Entdeckung noch immer Himmelsforscher, die Pluto den
Status des Planeten nicht zubilligen wollen. Pluto weist einschließlich
seines Mondes Charon nur gerade 0,3 Prozent der Erdmasse auf.
Weitere Informationen unter:
http://www.spitzer.caltech.edu/Media/releases/ssc2004-05 ;
http://www.nasa.gov
(N24.de, ddp, AP, AFP)
Stand: 16. 3. 2004 / 17:25 Uhr |